Impuls zum 23. Februar 2025
Von Diakon Horst-Peter Rauguth, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand
Lied EG 430: Gib Frieden, Herr, gib Frieden
Melodie: Lied "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt
1 Gib Frieden, Herr, gib Frieden, die Welt nimmt schlimmen Lauf. Recht wird durch Macht entschieden, wer lügt, liegt obenauf. Das Unrecht geht im Schwange, wer stark ist, der gewinnt. Wir rufen: Herr, wie lange? Hilf uns, die friedlos sind.
2 Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr. Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr. Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein. Hilf, wenn wir weichen wollen, und lass uns nicht allein.
Gebet
Beten wir im Wechsel ein Gebet nach Psalm 2 von Diethard Zils OP,
Gottes Ohnmacht hat einen Namen
Warum wird so oft Krieg geführt?
Warum freut man sich an der Macht, und setzt auf Krieg - immer auf dem Rücken der Kleinen?
Ein Weltgewissen wird nicht anerkannt dabei; was Gerechtigkeit ist – darum schert man sich einen Teufel.
Menschenrechte zählen, wenn sie der Politik nützen.
Man lässt sich nicht die Hände binden mit einem Stück Papier, und wenn es auch ‘Bibel‘ heißt.
Das ist die Realität unserer Welt, brutaler Gewalt hat Gott nur Ohnmacht entgegenzusetzen. Gottes Ohnmacht hat einen Namen: Jesus von Nazareth.
Doch mitten in aller Gewalt weckt dieser Name Hoffnung:
Selig, die behutsam und freundlich sind, ihnen wird die Erde gehören.
Selig, die sich selbst nicht so wichtig nehmen, sie haben einen längeren Atem.
Selig, die bereit sind zu selbstlosem Dienst, es wird sich erweisen, dass sie mehr zustande
bringen als die, die sich von allen Seiten bedienen lassen.
Selig, die auf der Seite der Schwächeren stehen, sie werden nicht erst in einem fernen Jenseits die wirklich Starken sein.
Wahres Glück finden und schaffen nur die, dien der Realität der Gewalt die Utopie der göttlichen Ohnmacht entgegenstellen.
Der Christus im Elend, selbst ein gescheiterter, ist mit uns.
Evangelium - Lk 6,27-38
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Euch aber, die ihr zuhört, sage ich:
Liebt eure Feinde;
tut denen Gutes, die euch hassen!
Segnet die, die euch verfluchen;
betet für die, die euch beschimpfen!
Dem, der dich auf die eine Wange schlägt,
halt auch die andere hin
und dem, der dir den Mantel wegnimmt,
lass auch das Hemd!
Gib jedem, der dich bittet;
und wenn dir jemand das Deine wegnimmt,
verlang es nicht zurück!
Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen,
das tut auch ihr ihnen!
Wenn ihr die liebt, die euch lieben,
welchen Dank erwartet ihr dafür?
Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden.
Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun,
welchen Dank erwartet ihr dafür?
Das tun auch die Sünder.
Und wenn ihr denen Geld leiht,
von denen ihr es zurückzubekommen hofft,
welchen Dank erwartet ihr dafür?
Auch die Sünder leihen Sündern,
um das Gleiche zurückzubekommen.
Doch ihr sollt eure Feinde lieben
und Gutes tun und leihen,
wo ihr nichts zurückerhoffen könnt.
Dann wird euer Lohn groß sein
und ihr werdet Söhne des Höchsten sein;
denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Seid barmherzig,
wie auch euer Vater barmherzig ist!
Richtet nicht,
dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden!
Verurteilt nicht,
dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden!
Erlasst einander die Schuld,
dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!
Gebt,
dann wird auch euch gegeben werden!
Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß legen;
denn nach dem Maß, mit dem ihr messt,
wird auch euch zugemessen werden.
Zum Nachdenken
Das heutige Evangelium stammt aus dem Mittelteil der lukanischen Feldrede und entspricht in weiten Teilen der Bergpredigt bei Matthäus: Beide Autoren haben auf denselben Ursprung - dieselbe Logienquelle - zurückgegriffen. Im vorliegenden Teil wird das zur damaligen Vorstellung quer liegende Liebesgebot eingeführt, das schließlich in der Feindesliebe gipfelt.
Die Forderungen sind radikal und betreffen doch den Alltag der Menschen: das Verhalten gegenüber Menschen, die man negativ sieht, die sich feindselig verhalten. Es geht um den Umgang mit Gewalt, mit Menschen, denen man nicht vertrauen kann. Auch in diesen Grenzbereichen, hat sich ein Christ zu bewähren.
Feindlich gesinnte, hassende, gewalttätige und nicht vertrauenswürdige Menschen gehören zu der Realität, in die die Christen hineingestellt sind.
Wenn die Liebe der Christen nicht über die eigene Gruppe hinausreicht, was bringt´s? Mit den Worten des Evangelisten: "Welchen Dank erwartet ihr euch dafür?"
Lukas will nicht, dass seine Leser und Hörer zu geduldigen Opfern von Ausnutzung, Gewalt und Vertrauens missbraucht werden. Es geht nicht um ein passives Erdulden und Erleiden, sondern um eine aktive Begegnung, dem Bösen die Stirn zu bieten, in einer Art und Weise, wie es in der Logik des Bösen nicht vorkommt: Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten, den Konflikt nicht eskalieren lassen, sondern selbst auszusteigen aus diesen gefährlichen Mechanismen. Der Evangelist lädt ein, aktiv zu werden, aus der Wahrnehmung und dem Erkennen des Bösen heraus bewusst einen Schritt in die andere Richtung zu setzen, sich nicht blind den unmittelbaren Emotionen hinzugeben.
Diese Einladung wurde nach dem 2. Weltkrieg von Christen in Frankreich ernstgenommen. Sie versammelten sich, um für die Aussöhnung mit Deutschland zu beten. Einer von ihnen war Bischof Theas von Montauban, der in einem Lager in Compiègne interniert worden war und nur knapp der Deportation nach Buchenwald entging und von dort aus die Bosheit der deutschen Behörden erdulden musste. Er war überzeugt, dass nur die Liebe zum Feind das Verlangen nach Rache und Gewalt verdrängen könne. Diese Überzeugung war es, die zur Gründung der pax christi-Bewegung in Frankreich und Deutschland und später in der ganzen Welt führte und die in diesem Jahr 80 Jahre besteht.
Lied
3 Gib Frieden, Herr, wir bitten! Du selbst bist, was uns fehlt. Du hast für uns gelitten, hast unsern Streit erwählt, damit wir leben könnten, in Ängsten und doch frei, und jedem Freude gönnten, wie feind er uns auch sei.
4 Gib Frieden, Herr, gib Frieden: Denn trotzig und verzagt hat sich das Herz geschieden von dem, was Liebe sagt! Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.
Fürbittgebet und Vater Unser
Gott unser Vater, du liebst uns als deine Kinder. Zu dir dürfen wir voll Vertrauen beten:
- Für alle Opfer der Kriege, schenke Zeichen der Hoffnung auf ein Ende der Gewalt und führe die Toten in dein Reich des Friedens, den Frieden, den die Welt nicht geben kann.
- Lenke die Gewissen der Menschen so, dass sie Vorurteile erkennen, Menschenrechte und Gerechtigkeit achten und ihr Handeln ändern.
- Für alle Verantwortlichen in der Politik, schenke ihnen die Bereitschaft und den festen Willen für Verständigung, Friede und Gerechtigkeit.
- Für unsere Kirche und uns selbst, dass wir die Kraft haben, deine Botschaft des Friedens unter den Menschen mit Wort und Tat zu verbreiten und dass wir in unserem Alltag als Menschen des Friedens und der Liebe leben.
Du Herr nimmst uns immer wieder als deine Söhne und Töchter an. Dafür wollen wir dir danken, jetzt und in Ewigkeit – Amen –
Vater Unser ...
Schlussgebet
Guter Gott,
dein Sohn sprach heute zu uns von der Liebe zu allen Menschen,
auch zu denen, mit denen es uns schwer fällt zu leben.
Er spricht zu uns,
dass wir mit dem Maß von dir gemessen werden,
mit dem auch wir messen.
Schenke uns wache Sinne,
damit wir erspüren,
wo wir ihm noch viel ähnlicher werden müssen
und gewähre uns zu unserem Tun die Kraft deines Hl. Geistes. – Amen.
Beatrix Senft (2022)